Wer jetzt den Kirchenraum in der Friedenskirche betritt, blickt nun auf ein Altarkreuz. Ein Altarkreuz aus Beton! Aber wenn das historische Kreuz auf dem Hügel Golgatha aus Holz war, verfälscht man dann nicht seine Symbolik? Doch gerade die Eigenschaften des Materials eröffnet theologische Tiefen: Beton steht für Ehrlichkeit, Einfachheit und Dauer. Durch die Wahl von Beton wird auf Ornamentik verzichtet, um den Blick auf das Wesentliche zu richten: das Kreuz selbst. In der christlichen Symbolik transformiert sich das Alltägliche zum Sakralen. Ein aus Beton gefertigtes Kreuz verbindet die Gegenwart mit dem Mysterium, den Alltag mit der Ewigkeit.
Nach den liturgischen Normen sollte das Kruzifix gut sichtbar sein. Mit Beton als Trägermaterial wird dies erreicht, weil es keine visuelle Konkurrenz zum Leib des ans Kreuz genagelten Jesus darstellt.
Und wer den Sockel des Altarkreuzes näher betrachtet, sieht eine Formation, die Bildern von der historischen Kreuzigungsstelle ähnelt. Auch hier zeigt sich, dass man mit Beton als Alltagsmaterial heiligen Raum gestalten kann.
Erdacht und gefertigt wurde das Altarkreuz von Ulrike Säglitz. Über mehrere Monate wurden von ihr verschiedene Entwürfe durchdacht und auf ihre religiöse Sinnhaftigkeit geprüft. Mehrere Materialien kamen in Betracht und wurden wieder verworfen, weil sie nicht zu den Formen und Farben in der Friedenskirche passen. Nicht zuletzt brachten Gespräche mit Mitgliedern des Presbyteriums und aus der Gemeinde wertvolle Hinweise für die Vollendung des Konzepts für ein Altarkreuz, welches sich in die Gestaltung des Kirchenraumes der Friedenskirche einfügt.
Astrid Marina Stahlecker-Burtscheidt
